Ich wandte mich schließlich an einen Neurologen.

Weitere EEGs sowie ein MRT zum Ausschluss anderer Ursachen wurden durchgeführt, ich wurde ausführlich zu meinen Symptomen befragt. Bald bekam ich eine konkrete Diagnose: Chronische Migräne ohne Aura.

Ich wurde gebeten, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, es wurde versucht, mögliche Auslöser/Trigger zu identifizieren. Erstmals bekam ich ein potentes Akutmedikament zur Verfügung gestellt, das meine bis dato mit gewöhnlichen, rezeptfrei erhältlichen Schmerzmittel kaum behandelbaren Schmerzen unter Kontrolle bringen konnte: Das Triptan Frovatriptan.

Aufgrund der Intensität und Häufigkeit meiner Migräne-Anfälle erfüllte ich außerdem die Voraussetzung für eine medikamentöse Prophylaxe mit Topiramat. Ziel war, dass ich durch die tägliche Einnahme von Topiramat Migräneanfällen vorbeugte und sich somit die Anfallshäufigkeit und Schmerzintensität reduzierte. Innerhalb eines Jahres, so die Prognose, wäre es möglich, beide Faktoren um mindestens 50% zu reduzieren, was die Lebensqualität natürlich enorm verbessern würde. Als ich von diesem Lösungsansatz hörte, war ich sehr erleichtert und seit Längerem wieder hoffnungsvoll gestimmt. 

Gemeinsam mit einem engagierten Team aus Neurologinnen und Neurologen wurde ein Therapieplan für mich erstellt und die Dosis der Prophylaxe-Medikation im Rahmen der regelmäßigen Arztgespräche schrittweise an meine Bedürfnisse angepasst. Merkliche Verbesserungen in Hinblick auf Anfallshäufigkeit und -intensität stellten sich nach einiger Zeit tatsächlich ein, allerdings bei wesentlich höherer Erhaltungsdosis als ursprünglich prognostiziert.

Aufgrund der wesentlich höheren Dosierung waren auch die Nebenwirkungen stärker ausgeprägt. Einige dieser für das Medikament typischen Nebenwirkungen waren unter anderem ein Kribbeln in den Extremitäten,  dass ich nicht als allzu störend empfand. Auch Koordinationsstörungen und Gangunsicherheit traten auf, ebenso Konzentrationsstörungen und Beeinträchtigungen der Gedächtnisfunktion. Letztere waren aber ohnehin auch Symptome der Grunderkrankung Migräne, daher fielen diese Nebenwirkungen für mich nicht stark ins Gewicht. Als belastend empfand ich hingegen die gastrointestinalen Nebenwirkungen und der nahezu vollständige Appetitverlust. Infolge des fehlenden Appetits und der Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt verlor ich innerhalb kurzer Zeit massiv an Gewicht, weshalb von vielen Seiten eine Essstörung vermutet wurde. Außerdem fühlte ich mich stark geschwächt und müde, was wiederum Auswirkungen auf Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit hatte.

Alles in allem konnten aber sowohl Häufigkeit als auch Intensität der Migräneanfälle signifikant – nämlich wie prognostiziert um etwa 50%  – reduziert werden, allerdings eben unter wesentlich höherer Erhaltungsdosis und erst nach mehreren Jahren.

Insgesamt war ich allerdings zufrieden, das Behandlungsziel war erreicht worden. Nach fünf Jahren entschied ich mich trotzdem aus eigenen Stücken, die Behandlung mit Topiramat zu beenden. 

Dies hatte mehrere Gründe: Erstens war eine zeitliche Begrenzung der Prophylaxe ohnehin vorgesehen gewesen, und die Dauer dieses zeitlichen Rahmens wurde anfangs deutlich unter 5 Jahren geschätzt. In den letzten drei Jahren der Prophylaxe-Therapie hatte sich außerdem keine weitere Verbesserung mehr eingestellt. Abgesehen davon war ich erschöpft. Ich habe die die Prophylaxe-Therapie zwar als hilfreich, aber aufgrund der Nebenwirkungen auch als äußerst anstrengend empfunden. Die Medikation wurde vorsichtig, langsam und schrittweise reduziert. Ich war sehr froh, als ich feststellte, dass sich meine Erkrankung auch nach sanftem Absetzen des Medikaments nicht wieder verschlechterte und die Behandlungserfolge stabil bestehen blieben. Die Nebenwirkungen ließen mit der Zeit ebenfalls nach, ich nahm auch wieder etwas an Gewicht zu.

Obwohl das Behandlungsziel erreicht, keine Prognose, kein Versprechen der Neurologen uneingelöst geblieben und tatsächliche eine merkliche und dauerhafte Verbesserung der Symptomatik eingetreten war, konnte ich nicht behaupten, restlos glücklich gewesen zu sein. Ich hatte immer noch mehrere Migräneanfälle im Monat, die nach wie vor kräftezehrend waren, wenn auch nicht mehr so intensiv wie früher. Außerdem hatte durch die jahrelangen, erschöpfenden Schmerzerfahrungen und die damit verbundenen Einschränkungen im Alltag meine Stimmung stark gelitten. Es wurde bei mir in weiterer Folge auch eine Depression diagnostiziert, die phasenweise schwer ausgeprägt war.

Am liebsten wäre mir gewesen, wenn ich überhaupt keine Migräneanfälle mehr durchmachen müsste. War dies ein unrealistischer Wunsch? Ich vermutete irgendwann, dass die Antwort auf diese Frage „Ja“ lautet. 

Erschöpfung und Depression führten außerdem dazu, dass ich wichtige Maßnahmen, die bei der Vorbeugung von Migräneanfällen hilfreich sein können, nicht mehr pflegte. Ich achtete wenig auf gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung und  ging wenig außer Haus, obwohl möglichst viel Bewegung an der frischen Luft nachweislich positive Effekte hat. Ich schlief unregelmäßig und schlecht und konnte irgendwann auch das Karussell an negativen Gedanken in meinem Kopf nicht mehr abstellen. Es erfolgte eine mehrjährige antidepressive Behandlung, mit weiteren Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung der Migräne-Problematik setzte ich mich nicht mehr auseinander.

Dies sollte sich ändern, als ich nach Jahren zufällig auf Bioresonanz nach Paul Schmidt aufmerksam wurde.